Feuerwehr meets E-Mobility

26. Februar 2019
Lehrgänge
Winterschulung der Feuerwehr-Führungskräfte des Inspektionsbereich Nord

Die Führungskräfte der Feuerwehren des Inspektionsbereichs Nord trafen sich in Betzigau zu einer Winterschulung der besonderen Art.

Die Elektromobilität gilt bereits seit vielen Jahren als ein wesentliches Element für eine zukunftsfähige Gestaltung von Fahrzeugen. Die politischen Entscheidungen hinsichtlich der Energiewende mit der massiven Verschärfung der zulässigen Emissionswerte von Fahrzeugen sorgen für eine rasante Zunahme von Elektrofahrzeugen im Straßenverkehr. Die neue Technik stellt dadurch aber auch Rettungskräfte vor neue und anspruchsvolle  Aufgaben.
Um für diese bestmöglich gerüstet zu sein und auch weiterhin schnell, professionell und vor allem sicher helfen zu können, stellte Kreisbrandinspektor Hubert Speiser den Kontakt zur Firma KE-TEC aus Betzigau her.

Die nach DIN EN ISO 9001 zertifizierte KE-TEC GmbH wurde 2007 vom jetzigen Geschäftsführer Roland Weixler gegründet. Die Tätigkeitsfelder der Firma erstrecken sich über den gesamten Bereich der E-Mobilität mit Schwerpunkt auf die Tests dafür notwendigen Energiespeicher. So testet und analysiert die Firma KE-TEC GmbH mit ihren Mitarbeitern am Hauptsitz in Betzigau und auf einem speziell errichteten Testgelände alle Arten von Batterien und Energiespeicher vom Gehäuse bis zum Separator.  Im Rahmen der durchgeführten Untersuchungen  werden die Energiespeicher oft entwicklungsbegleitend  umfangreichen Stresstests sowie allen Arten von mechanischen Belastungen unterzogen. Die Ergebnisse dieser Analysen verwenden die Kunden der Fa. KE-TEC, zu denen alle namhaften Automobilhersteller sowie deren Zulieferer zählen, für weitere Verbesserungen und als Validierung für die Einhaltung der geforderten Sicherheitsstandard, die für eine Serienfreigabe notwendig sind.

Im firmeneigenen BIZA, dem Batterie Informationszentrum Allgäu, wurden die Führungskräfte der Feuerwehren vom Geschäftsführer Roland Weixler begrüßt. Nach der Begrüßung und einer eindrucksvollen Firmenpräsentation übergab Herr Weixler das Wort an Herrn Rainer Justen, einem international anerkannten Experten im Bereich Fahrzeugsicherheit von Elektrofahrzeugen der Daimler AG.  Neben der generellen Notwendigkeit von Elektromobilität waren neue Herausforderungen an der Unfallstelle, die zum Einsatz kommenden Sicherheitsstandards von Elektrofahrzeugen und die entsprechenden Rettungsaspekte die wesentlichen Inhalte des Vortrags. Besondere Anforderungen für die Feuerwehren und Rettungskräfte stellen natürlich die in den Fahrzeugen verbaute Hochvolt-Versorgung, aber auch mögliche Fahrzeug- bzw. Batteriebrände, dar.

Auch im Falle von Unfallgeschehen aller Art muss der Schutz vor elektrischem Schlag zu jeder Zeit gegeben sein, um zu einen die Fahrzeuginsassen, aber auch die Rettungskräfte zu schützen. In der Praxis wird bei Elektrofahrzeugen gleichzeitig und automatisch mit dem Auslösen eines Insassenschutzsystems, z.B. den Airbags, die Hochvolt-Versorgung des Fahrzeugs innerhalb der Batterie abgeschaltet. Zusätzlich besteht bei den meisten Herstellern auch die Möglichkeit, die Hochvolt-Versorgung manuell über einen zusätzlichen Schalter abzuschalten. Die in Elektrofahrzeugen gewählte Netzform IT gewährleistet aufgrund fehlender Masseverbindung des Systems mit der Fahrzeugkarosserie, dass es bei Berührung eines spannungsführenden Teils von nur einer Polarität Plus oder Minus noch zu keiner Personengefährdung kommt. Die speziellen Ummantelungen und Kennzeichnungen von Hochvolt-Leitung sowie die Verlegung außerhalb der Unfall-Deformationszonen des Fahrzeugs sind weitere wichtige Schutzmaßnahmen.
Bei Bränden von Elektrofahrzeugen stellte Herr Justen klar, dass hier im Vergleich zu Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor prinzipiell keine anderen Löschmethoden oder –mittel zum Einsatz kommen brauchen. Versuche haben gezeigt, dass im Falle eines Fahrzeugsbrandes die Batterie selbst erst nach ca. 30 Minuten zu brennen beginnt. Ein vollständiges und sofortiges Ablöschen der Batterie gestaltet sich aufgrund der Zellchemie als schwierig. Im Falle eines Batteriebrandes kann dieser durch einen gezielten Wassereinsatz aber niedergehalten werden. Nach jedem Batteriebrand muss ein spezielles Augenmerk auf den Schutz vor Wiederentzündung gelegt werden.

Zum Abschluss der sehr interessanten Vorträge waren sich alle Führungskräfte einig, durch die erlangten Informationen und Inhalte des Vortrags noch besser für einen Rettungseinsatz in Verbindung mit Elektrofahrzeugen gerüstet zu sein. Nicht zuletzt das Angebot der Fa. KE-TEC, einen realen Fahrzeugbrand und den Löschangriff auf dem Testgelände der Firma zusammen mit den Führungskräften der Feuerwehr zu üben, fand großen Zuspruch.